Klaus Schnocks-Meusen oder die narrative Weltverdichtung
Virtuosität der Vieldeutigkeit
Die Malerei von Klaus Schnocks-Meusen ist eine Reise, so wie das Leben eine Reise ist. Egal welches Motiv man für sich entdeckt, im Grunde geht es bei jedem Bild auf eine Reise, eine Expedition durch Welt und Zeit. Denn Klaus Schnocks-Meusen versetzt das Personal seiner Malerei - und damit das Publikum - gerne in poly-präsente Welten, wo sich Wirklichkeiten und Zeiten mit traumhafter Selbstverständlichkeit durchdringen und zu neuen Realitäten fusionieren.
Schatzsucher, 2018, Öl auf Leinwand, 205 x 430 cm
Da überrascht es nicht, dass für den Künstler im Grunde keines seiner Bilder „fertig“ im Sinne von „abgeschlossen“ ist – und er bei vollendeten Arbeiten eigentlich immer schon über deren Bilderrahmen hinaus gedanklich am nächsten Sujet ansetzt. So könnte man seine zwischen magischem Realismus und Pop-Art angesiedelte Bilderwelt als eine große unendliche Geschichte von einzelnen unendlichen Geschichten nennen. Ende offen.
Seine Leinwand fordert das Kopfkino heraus
"Grundlegendes Thema meiner Arbeit ist die Gegenüberstellung von Vergangenheit und Gegenwart/Zukunft der Menschheit“, sagt der Künstler. Folglich entsteht Vielschichtigkeit. Gerade diese spannende Offenheit für mögliche Interpretationen und der erzählerische Charakter der Bilder konstituieren zusammen mit ihrer virtuosen Qualität das Faszinosum der Malerei von Klaus Schnocks-Meusen. In gewisser Weise sind seine Bilder gemalte Erzählungen oder Cinema-Clips. Virtuos verbinden sie Verweise auf alte Kulturen und Relikte mit der Zivilisation der Moderne, mit Städten, Automobilen, mit Menschen. Seine Leinwand fordert das Kopfkino heraus. Diese Malerei lässt sich gleichsam „lesen“.
Das Prinzip „Horizontverschmelzung“
Die einzelnen Bilder inszenieren Bezüge auf verschiedene Weltgegenden und arbeiten mit einem kosmopolitischen visuellen Vokabular, das den Globetrotter verrät. Schnocks-Meusen ist in der Tat viel gereist. „Horizontverschmelzung“ nennt er sein künstlerisches Verfahren. Man könnte auch von „Weltverdichtung“ sprechen, da hier verschiedene Ebenen der (historischen) Zeit, der Kulturen und Zivilisationen sich auf einem Bild zusammenfügen.
Und hinter dem Horizont geht’s immer weiter. Das Fließen der Zeit ist eine Konstante, die sich in Klaus Schnocks-Meusens malerischem Kosmos immer wieder manifestiert. Man könnte sagen: Der Künstler malt keine Zustände, sondern die Erfahrung eines permanenten Übergangs in der Existenz von Welt, Mensch und Zeit.
Invasion, 2006, Öl auf Leinwand, 190 x 140 cm
Was an den Arbeiten als besondere Qualität zudem fasziniert, ist seine virtuose Maltechnik. Schnocks-Meusen arbeitet vorwiegend mit selbst gemischten Farben im Lasurverfahren und mit speziellen Auftragstechniken. Das Ergebnis könnte man mit Fug und Recht „altmeisterlich“ nennen, obschon diese Vokabel in einem gewissen Spannungsfeld mit der Modernität seiner Bildsprache steht. Nennen wir es exzellent.
Atelier, Wand 1
In der Galerie Heidefeld sind immer wieder Arbeiten von Klaus Schnocks-Meusen zu sehen – im Rahmen des Präsenz-Programms.